Ludwig Heinrich Peter Petry
* 5. März 1864 Fleisbach
† 18. August 1932 Wiesbaden-Dotzheim
von Sylvain Hodvina

Ludwig Heinrich Peter Petry wurde am 5. März 1864 in Fleisbach geboren. Er war das erste von vier Kindern des Landmanns Gottfried Petry (* 8. Juli 1832 Fleisbach, † 3. Februar 1917 Fleisbach) und der Karoline Gertel (* 4. Dezember 1840 Fleisbach, † 4. Oktober 1920 Fleisbach). Seine Geschwister waren Wilhelm (1866‒1947), Christian Peter (1868‒1949) und Lina Johanette (1873‒1905).
Seine Schulausbildung erhielt Ludwig Petry zunächst in Fleisbach. Danach begann er eine Lehrerausbildung an der Königlichen Präparanden-Anstalt in Herborn bis August 1882, die er von September 1882 bis September 1885 auf dem Königlichen Schullehrer-Seminar in Dillenburg fortsetzte und als geprüfter Volksschullehrer beendete. Anschließend war er bis zum Frühjahr 1886 als Sekundärlehrer in Biebrich angestellt, bevor er zum 1. Mai 1886 zur Volksschule nach Ramschied im Wispertal versetzt wurde. Dort blieb er 6 Jahre und trat 1892 eine neue Volksschullehrerstelle in Wasenbach im Unterlahnkreis an.
Am 20. Januar 1893 heiratete Ludwig Petry in Rauenthal die Elisabeth Korn (* 25. Juni 1866 Rauenthal, † 27. April 1942 Wiesbaden), Tochter des Schumachers Johannes Korn (6. September 1841 Rauenthal, † 11. August 1916 Rauenthal) und der Elisabetha Baumann (* 13. Dezember 1842 Wirbelau, † 26. Juni 1893 Rauenthal). Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Karoline Lilly (1896‒1922) und Walther Gottfried Wilhelm (1899‒1918).
Seine letzte Versetzung brachte Ludwig Petry im Jahre 1907 nach Dotzheim (bis zur Eingemeindung 1928 nach Wiesbaden eigenständig, von 1919 bis November 1929 französisch besetzt) an die dortige Elementarschule (Mädchenschule an der Mühlgasse, ab 1924 Volksschule Dotzheim, heute Philipp-Reis-Schule). Im Jahre 1925 erhielt Ludwig Petry noch die Stellung als Konrektor, die er bis zu seiner Pensionierung 1929 behielt.
Nach seinem Umzug nach Dotzheim engagierte sich Ludwig Petry im Nassauischen Verein für Naturkunde, dem er 1908 beitrat und von 1920 bis zu seinem Tode als Vorstandsmitglied angehörte.
Ludwig Petry starb am 18. August 1932 in Wiesbaden-Dotzheim.
Das naturkundliche Interesse Ludwig Petrys beschränkte sich nicht auf einen einzelnen Bereich, sondern umfasste die gesamte Umwelt. Er sammelte Schnecken, Insekten, Moose, Höhere Pflanzen und auch Gesteine und erwarb sich so im Laufe der Jahre eine umfassende Kenntnis der jeweiligen Landschaft, in der er als Lehrer tätig war. Angefangen in seiner Heimat, dem Dillkreis, dann im Taunus und schließlich im Rheingau und in Rheinhessen.
Erstmals erwähnt wird Ludwig Petry Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Aufsatz von Georg Friedrich Kinkelin (1836‒1913), seit 1884 Leiter der Sektion Geologie/Paläontologie am Senckenberg-Museum in Frankfurt am Main, der einen Fossilfund von Petry aus devonischem Gestein für ein Medusenfossil hielt und als neue Art beschrieb. Tatsächlich handelte es sich jedoch um den Rest einer devonischen Koralle, die auch schon aus dem Hunsrück bekannt war. Das Fossil wurde 1936 vom Museum Wiesbaden aus dem Nachlass erworben.
Als Gewährsmann für zahlreiche Pflanzenstandorte nannte ihn 1921 der Wiesbadener Arzt Emil Pfeiffer (1846‒1921) in seiner Übersicht zur „Flora von Wiesbaden“.
Ludwig Petry besaß zwar umfangreiche Kenntnisse, er publizierte aber nur wenig. Hervorzuheben ist sein 1929 veröffentlichter Beitrag zu „Nassauisches Tier- und Pflanzenleben im Wandel von 100 Jahren“, in dem er einen Überblick über die Veränderungen bei Säugern, Vögeln, Reptilien, Amphibien, Fischen, Insekten, Schnecken, Muscheln, Gefäßpflanzen, Moosen und Flechten gab und auch ausführlich auf Neophyten einging.
In der Naturwissenschaftlichen Abteilung des Museums Wiesbaden (WIES) liegen etwa 400 Phanerogamen-Herbarbelege von Ludwig Petry aus der Zeit von 1882 bis 1929 in der Teilsammlung Hooge und mehr als 400 Belege zu Moosen aus der Zeit von 1904 bis 1931 in der Moossammlung Petry.
Von Petry beschriebene Pflanzen:
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Namensvetter: der deutsche Lehrer und Naturforscher August Arthur Petry (* 12. Februar 1858 Tilleda/Kyffhäuser, † 3. März 1932 in Nordhausen; Kürzel Petry).
Nach Petry benannte Pflanzen:
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Publikationen:
- 1913: Eine botanisch-zoologische Wanderung an der unteren Lahn. ‒ Nass. Heimatbuch, 1913, 89‒110, Wiesbaden.
- 1925: Beitrag zur Nassauischen Land- und Süsswasserschneckenfauna. ‒ Jahrb. Nass. Ver. Naturk. 77, 27‒34, Wiesbaden.
- 1927: Eine merkwürdige Pflanzengesellschaft unserer Heimat. ‒ Jahrb. Nass. Ver. Naturk. 79, 18‒19, Wiesbaden.
- 1929: Nassauisches Tier- und Pflanzenleben im Wandel von 100 Jahren. ‒ Jahrb. Nass. Ver. Naturk. 80, 197‒237, Wiesbaden.
Quellen:
- Kinkelin F. 1903: Brooksella rhenana n. sp. Das erste Medusenfossil aus dem Devon. ‒ Ber. Senckenbergische Naturforsch. Ges. 1903, 89‒96, 1 Tafel, Frankfurt a. M. [Vor kurzem ist mir aus den mitteldevonen Orthocerasschiefern der Rupbach bei Laurenburg a. d. Lahn von Herrn Lehrer Ludwig Petry in Wasenbach bei Balduinstein ein Fossil übergeben worden, das zweifellos von einer Meduse herrührt.]
- Pfeiffer E. 1921: Flora von Wiesbaden. Namentliches Verzeichnis der in der Umgegend von Wiesbaden vorkommenden Farnpflanzen und Blütenpflanzen. ‒ Jahrb. Nassau. Ver. Naturk. 73, 2‒40, Wiesbaden.
- Drevermann Fr. 1925: Brooksella rhenana Kinkelin = Pleurodictyum sp. ‒ Senckenbergiana 7, 61‒62, Frankfurt a. M.
- Heineck F. 1935: Ludwig Petry †. ‒ Jahrb. Nass. Ver. Naturk. 82, 1‒2, Wiesbaden.
- Behrens A. 1936: Die Herbarien des Museums in Wiesbaden. ‒ Jahrb. Nass. Ver. Naturk. 83, 11‒12, Wiesbaden.
- Heineck F. 1937: Bericht der mineralogisch-geologischen Abteilung. ‒ Jahrb. Nass. Ver. Naturk. 84, 15‒22, Wiesbaden.
- Jungbluth J. J., D. Vogt & P. Hey 1993: Bibliographie der Arbeiten über die Mollusken in Rheinland-Pfalz mit Artenindex und biographischen Notizen [Malakozoologische Landesbibliographien VII]. - Mitt. Pollichia 80, 255‒345, Bad Dürkheim.
- Falk R. 2004: 100 Jahre Philipp-Reis-Schule Wiesbaden-Dotzheim. ‒ Schriftenr. Heimat- Verschönerungsver. Dotzheim e.V. 24, Wiesbaden. 92 Seiten.
Philipp-Reis-Schule Wiesbaden-Dotzheim (K. Frey)
Bildnis: Museum Wiesbaden (F. Geller-Grimm)
Handschrift: Ludwig Petry, Beleg in WIES
23. April 2025