Franz Wilhelm Denner
* 7. August 1837 Haselstein
† 8. September 1925 Fulda
von Sylvain Hodvina
Franz Wilhelm Denner wurde am 7. August 1837 in Haselstein geboren. Er war das achte von zehn Kindern des Försters Johann Baptist Denner (* 9. Mai 1787 Sieberts bei Hosenfeld, † 24. März 1857 Haselstein) und der Catharina Theresia Landvogt (* 26. März 1803 Haselstein, † 28. Oktober 1862 Fulda). Seine Geschwister waren Caroline Josepha (1824‒1894), Amalia (1826‒1866), Antonius (1827‒1886), Catharina Josepha (1829‒xxxx), Josepha Theresa (1831‒1856), Maria Augusta (1834‒xxxx), Friedrich Ernst Gotthard (1836‒1836), Adolphina (1839‒xxxx) und Anna Catharina Emilia (1845‒1863).
Über seine Schulausbildung liegen keine Informationen vor, ebenso wo Wilhelm Denner seine Apothekerlehre begann. 1858 wurde er mit Wohnsitz Fulda in den deutschen Pharmaceuten-Verein aufgenommen und im Verzeichnis der außerordentlichen Beiträge zur „Gehülfen-Unterstützungs-Casse“ als Gehilfe bezeichnet. In Fulda könnte er deshalb seine Ausbildung entweder in der Engelapotheke des Georg Ernst Dannenberg (1826‒1896) oder der Hofapotheke des Christian Philipp Rullmann (1810‒1882) fortgesetzt haben. Im Wintersemester 1862/63 begann er ein Pharmazie-Studium in Würzburg, das er mit dem Sommersemester 1863 beendete mit Hinweis auf die „Kleine Matrikel“; demnach hatte Wilhelm Denner zwar die Prima einer Schule abgeschlossen, jedoch kein Abitur erlangt. Unbekannt ist bisher auch, wann und wo er 1863 das Staatsexamen ablegte.
Im September 1863 wurde im Wochenblatt für die Provinz Fulda vermerkt, „der Apotheker Wilhelm Denner aus Haselstein hat zwecks Niederlassung in Weyhers (Königreich Bayern) um Entlassung aus dem Unterthanenverband nachgesucht“. Dort erwarb er Ende 1863 die Apotheke von Ernst Conrad Hassencamp (1824‒1881). Nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von 1866 musste Bayern das Bezirksamt Gersfeld mit dem seit 1814 zu Bayern gehörenden Amt Weyhers an Preußen abtreten, wodurch der preußische Kreis Gersfeld in der Provinz Hessen-Nassau entstand. Die Apotheke in Weyhers leitete Wilhelm Denner bis zum Verkauf im Januar 1877 an den aus Marburg stammenden Apotheker Friedrich Achenbach. Danach erwarb Wilhelm Denner noch im gleichen Jahr 1877 die Bertrand’sche Apotheke in Langen-Schwalbach und führte diese bis zum Verkauf 1880.
Am 21. Oktober 1873 heiratete Wilhelm Denner in Weyhers die Maria Sophie Bretthauer (* 9. Oktober 1839 Witzenhausen, † 1. September 1918 Fulda), Tochter des Steuerinspektors Georg Bretthauer (* 1. Mai 1792 Ziegenhain, † 19. Juni 1861 Witzenhausen) und dessen zweiter Ehefrau Elisabeth Michaelis (* 30. Dezember 1801 Odershausen, † 29. Februar 1856 Witzenhausen). Die Ehe blieb kinderlos.
Dem 1865 gegründeten Verein für Naturkunde zu Fulda gehörte Wilhelm Denner schon vor 1869 an; er schied dann wohl Anfang der 1870er Jahre aus dem Verein aus, da er nicht mehr in den Mitgliederlisten erwähnt wird, um im Herbst 1882 wieder einzutreten (vermutlich übersiedelte er diesem Jahr auch nach Fulda). Neben meteorologisch-phänologischen Beobachtungen 1876 in Weyhers sind Aktivitäten erst wieder ab 1889 durch Vorträge im Verein dokumentiert; in der Einwohnerliste Fuldas des gleichen Jahres wird Wilhelm Denner als Rentner genannt. So sprach er im Januar 1889 „Ueber Gewürze und flüchtige Oele“, im März 1894 über „Die Flora der Alpen“, im November 1899 über „Die Ernährung der Pflanzen“ und im Mai 1904 über „Cumarin und japanische Mispel“. Außerdem organisierte er jahrelang den Lesezirkel des Vereins. Im Mai 1925 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
Seit wann sich Wilhelm Denner mit der Pflanzenwelt Fuldas und der Rhön beschäftigte ist unbekannt. Er wird von Dannenberg weder in seinem „Verzeichnis der Phanerogamen und Gefäßkryptogamen der Umgegend zu Fulda“ (1870) noch im Nachtrag (1875) erwähnt. Auch im Herbar Dannenbergs, das dem Naturkunde-Verein in Fulda vermacht wurde und heute als verschollenen gilt, für das aber ein handschriftliches Verzeichnis von Moritz Goldschmidt 1909 angefertigt wurde, gibt es keinen Hinweis auf Belege von Wilhelm Denner. Im dritten Nachtrag zu Dannenbergs Verzeichnis, das Wilhelm Denner 1898 publizierte und zu dem er auch schriftliche Aufzeichnungen des verstorbenen Ernst Dannenberg verwenden konnte, wird zu Xanthium strumarium und Xanthium spinosum angegeben, dass sie seit etwa 10 Jahren beobachtet wurden. Moritz Goldschmidt nennt Wilhelm Denner 1908 seinen Freund und erfahrenen Kenner der Rhönflora, dem er Ende der 1890er Jahre Hinweise auf saisondimorphe Enziane verdankt. Von Goldschmidt wiederum stammen einige Angaben, die Wilhelm Denner in seinem vierten Nachtrag zu Dannenbergs Verzeichnis 1909 veröffentlichte. Danach gibt es keine weiteren Hinweise auf floristische Betätigung.
Wilhelm Denner starb am 8. September 1925 in Fulda.
Einige Herbarbelege finden sich im Herbar des Hohaus-Museums Lauterbach, das als Dauerleihgabe im Herbarium Senckenbergianum Frankfurt/M. (FR) liegt.
Von Denner beschriebene Pflanzen:
‒
Nach Denner benannt:
Gentiana ×denneri M.Goldschm. 1908, Mitt. Bayer. Bot. Ges. 2: 102
Publikationen
- 1898: Dritter Nachtrag zu dem Verzeichnisse der Phanerogamen und Gefäßkryptogamen der Umgebung von Fulda. ‒ Ber. Ver. Naturk. Fulda über die Vereinsjahre vom 13. März 1884 bis 13. März 1898, 8: XVII‒XXII, Fulda.
- 1909: Vierter Nachtrag zu dem Verzeichnisse der Phanerogamen und Gefäßkryptogamen der Umgebung von Fulda. ‒ Ber. Ver. Naturk. Fulda über die Vereinsjahre vom 13. März 1898 bis 13. März 1909, 9: 45‒47, Fulda.
Quellen (ohne Berichte des Vereins für Naturkunde zu Fulda):
- Hirzel H. (Hrsg.) 1858: Correspondenzblatt des deutschen Pharmaceuten-Vereins 1. ‒ Beilage Zeitschr. Pharmacie 10: 1‒2, Leipzig. [1].
- Bley L. (Hrsg.) 1860: Anlage A. Verzeichniss der ausserordentlichen Beiträge zur Gehülfen-Unterstützungs-Casse pro 1859. ‒ Archiv Pharmacie 10: 393‒418, Hannover. [403].
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg 1862: Personalbestand der Königlich Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg im Winter-Semester 1862/63. ‒ Ernst Thein, Würzburg. 40 Seiten. [27].
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg 1863: Personalbestand der Königlich Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg im Sommer-Semester 1863. ‒ Ernst Thein, Würzburg. 40 Seiten. [27].
- Anonymus 1863: Besondere Bekanntmachungen der Verwaltungs- und Finanzbehörden. ‒ Wochenblatt für die Provinz Fulda 1863(38): 642‒645, Fulda. [Nr. 6, Seite 643].
- Anonymus 1877: Apothekenkäufe. ‒ Apotheker-Zeitung 12(5): 19. Leipzig & Eichstätt.
- Verein für Naturkunde 1877: Meteorologisch-phänologische Beobachtungen aus der Fuldaer Gegend gesammelt vom Verein für Naturkunde 1876. ‒ Carl Köppel, Fulda. 18 Seiten, 1 Tabelle. [8].
- Anonymus 1877: Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Cassel No. 1877(39): 209‒211, Cassel.
- Goldschmidt M. 1908: Gentiana-Arten aus der Sektion Endotricha im Rhöngebirge. ‒ Mitt. Bayer. Botan. Ges. Erforsch. Heim. Flora 2(7): 101‒103, München.
- Goldschmidt M. 1909: Herbar Dannenberg im Museum des Vereins für Naturkunde zu Fulda. ‒ Manuskript, Geisa. 136 Seiten.
- Fuldaer Zeitung 52(209), Freitag, 11. September 1925. [Seite 4 Todesanzeige Wilhelm Denner].
- Schmalz K.-H. unter Mitarbeit von E. Kramm & H. Schwiesow 2015: Festschrift zur 150-jährigen Wiederkehr der Gründung des Vereins für Naturkunde zu Fulda (1865‒1946). [54‒55: Franz Wilhelm Denner (1837‒1925)]. Imhof, Fulda, 95 Seiten.
- Gregor T., S. Dressler, U. Barth, R. Döring & G. Zizka 2015: Die Rhön im Spiegel wissenschaftlicher Pflanzensammlungen. In: T. Heiler, U. Lange, G. K. Stasch & F. Verse (Hrsg.): Die Rhön. Geschichte einer Landschaft, 61‒72. ‒ Michael Imhof, Petersberg. (Vonderau-Museum Fulda, Katalog 41).
Museum Bad Schwalbach (M. Bleymehl-Eiler)
Handschrift: Franz Wilhelm Denner, © Beleg aus FR
28. Sept. 2024