Hermann Otto Abel

* 29. November 1902 Friesenhausen
seit 9. Oktober 1944 Lukovo (Ostserbien) vermisst

von Sylvain Hodvina

Hermann Otto Abel

Hermann Otto Abel wurde als erstes von acht Kindern des Lehrers Benedikt Adolph Abel (* 16. Juni 1875 Fulda, † 20. Juni 1955 Fulda) und dessen Ehefrau Olga Therese Cäcilie Schoenke (* 27. Dezember 1879 Fulda, † 29. September 1956 Fulda) am 29. November 1902 in Friesenhausen geboren, wo sein Vater seit Oktober 1901 angestellt war. Seine Geschwister waren Petronella Maria Hiltrude (1904‒1950), Josef Otto Helmut (1906‒1907), Eberhard Heribert Maria (1908‒1990), Waldemar Karl Maria (1910‒1973), Irmgard Elfriede Maria (1913‒1991), Alfred Elmar Maria (1916‒2003) und Maria Agnes (1922‒2010).

Nach dem Besuch der von seinem Vater geleiteten, im Jahre 1907 neu erbauten Volksschule in Steinwand setzte Otto Abel seine Ausbildung zunächst für ein Jahr auf der katholischen Präparandenanstalt zu Fritzlar fort, bevor er für zwei Jahre das Lehrerseminar in Fulda besuchte.

Allerdings schloss sich daran nicht die Übernahme einer Lehrerstelle an, sondern Otto Abel entschloss sich zu einer weiteren Ausbildung an einer Handelsschule, nach deren Abschluss er mehrere Jahre einer Bürotätigkeit nachging. Nebenher bereitete er sich auf die Reifeprüfung für Oberrealschulen vor, die er 1926 in Frankfurt am Main ablegen konnte.

Von 1926 bis 1928 studierte er vier Semester an der Hochschule für Lehrerbildung in Bonn, die er am 3. März 1928 (erste Lehrerprüfung) mit der Befähigung zur Erteilung von Musikunterricht und Orgelspiel verließ. Danach war er auftragsweise als Lehrer in Bochum tätig, wo er am 7. November 1930 seine zweite Lehrerprüfung ablegte.

Am 1. April 1929 heiratete Hermann Otto Abel in Hilders die Anna (Anni) Maria Pfeiffer (* 7. März 1901 Kassel (Biebergemünd), † 17. September 1998 Schwalmstadt), Tochter des Hegemeisters Karl Josef Pfeiffer (* 16. Oktober 1865 Momberg, † 29. Oktober 1935 Neustadt(Hessen)) und der Maria Helene Ochs (* 18. August 1868 Neustadt(Hessen), † 20. April 1969 Neustadt(Hessen)). Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor: Heribert (1933‒2014), Berthold (1937‒2023) und Winfried (1939).

Infolge einer der Notverordnungen der Reichsregierung wurde Otto Abel 1931 der Lehrauftrag entzogen. Nach dem Umzug nach Thieringhausen im westfälischen Kreis Olpe 1932 erfolgte bis Ostern 1933 ein Studium der Naturwissenschaften an der Universität Köln. Dieses schloss Otto Abel als Mittelschullehrer für Botanik, Zoologie und Erdkunde ab.

Zum 1. Oktober 1933 konnte Otto Abel eine Lehrerstelle an der katholischen Josefschule in Kamen (Westfalen) besetzen. Dadurch, dass zeitgleich ein westfälischer Lehrer in Großentaft in der Rhön tätig war, konnte ein Stellentausch arrangiert werden und er trat zum 1. August 1934 die Lehrerstelle in Großentaft an, doch wurde auch zu dieser Anstellung zum 31. Januar 1935 der Lehrauftrag entzogen.

Zum 1. November 1935 betraute man Otto Abel mit der einstweiligen Verwaltung der Schulstelle in Ried (Gemeinde Ebersburg), bevor er zum 1. November 1936 Lehrer in Poppenhausen/Rhön wurde. Auf eigenen Wunsch erfolgte schließlich zum 1. Juni 1938 die Versetzung an die Volksschule in Dammersbach (Kreis Hünfeld) und der Bezug der neu erbauten Lehrerwohnung.

Schon 1936 übte die Ortsgruppenleitung der NSDAP Druck auf Otto Abel aus, der Partei beizutreten, um seine Arbeitsstelle nicht zu gefährden, doch erst 1937 entschloss sich der unpolitische Otto Abel nachzugeben. Ohne Amt in der Partei engagierte er sich ehrenamtlich ab 1939 in der NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt).

Aufgrund des zunehmenden Bedarfs am Soldaten wurden immer ältere Jahrgänge eingezogen und zum 1. Oktober 1942 wurde auch Otto Abel zur Infanterie einberufen und diente als Gefreiter bei den Landesschützen in Serbien. Durch den Einmarsch der Roten Armee nach Bulgarien und die daraufhin erfolgte Kriegserklärung des bis dahin mit Deutschland verbündeten Bulgariens am 8. September 1944 begannen auch Kämpfe im angrenzenden Osten Serbiens. Seit dem 9. Oktober 1944 wurde Otto Abel in Lukovo/Ostserbien vermisst.

Die botanischen Kenntnisse dürfte Otto Abel vor allem durch seinen Vater, einen in der Rhön bekannten Botaniker erhalten haben. Seine Beobachtungen teilte Otto Abel in verschiedenen Artikeln mit, zumeist in den Buchenblättern, einer Wochenend-Beilage der Fuldaer Zeitung. Ob er bei seinen Wanderungen Notizbücher führte oder Herbarbelege sammelte, ist nicht bekannt, zumindest hat sich nichts derartiges erhalten.

Handschrift Otto Alefeld Das 1934 gegründete Reichsamt für Wetterdienst hatte neben den Beobachtungs- und Hilfsaufgaben für die Fliegerei auch ein Netz von Beobachtungstationen zur phänologischen Forschung errichtet. Im Frühjahr 1936 wurde auf Veranlassung von Otto Abel wegen der interessanten geographischen Lage (im Bereich der Steigungsregen am Fuße der Wasserkuppe) eine solche meteorologische Beobachtungstelle auch in Poppenhausen errichtet und ihre Betreuung Otto Abel übertragen. Die Niederschlagsmessungen und die übrigen meteorologischen Beobachtungen wurden am Ende eines jeden Monats dem Reichsamt übermittelt. Nach dem Umzug nach Dammersbach 1938 übernahm ein Gemeindeangestellter Poppenhausens die Betreuung.

Innerhalb des Lehrerbundes (NSLB) fungierte Otto Abel als Kreissachbearbeiter für das Landschulwesen. Seit Mitte der 1930er Jahre verfasste er mehrere Publikationen, die sich mit der Bildung und Ausbildung der Schüler von Dorf- und Landschulen befassten.

Ehrenamtlich engagierte sich Otto Abel durch Vorträge bei Versammlungen der Bauernschaft, etwa nach einem einwöchigen Lehrgang im Februar 1939 an der Obstbauanstalt Oberzwehren zum sachgemäßen Schnitt des Kern- und Steinobstes.

Wann Otto Abel dem Verein für Naturkunde in Fulda beitrat, geht aus den bis 1937 publizierten Jahresberichten nicht hervor. In den Jahresberichten des Fuldaer Heimatbundes (Mitte Februar 1941 aus der erzwungenen Vereinigung des Geschichtsvereins, des Vereins für Naturkunde, des Bundes Fuldaer Künstler, der Vereinigung für Familien- und Wappenkunde und des Heimattiergartenvereins „Seerose“ hervorgegangen) wird aber erwähnt, dass er in der von Medizinalrat Leo Nobel (1888‒1951) geleiteten Arbeitsabteilung für Naturkunde Anfang März 1942 einen Vortrag über die „Pflanzenwelt der Rhön und des Fuldaer Landes“ hielt. Der bereits im Januar 1942 veröffentlichte Artikel zum gleichen Thema sollte seine letzte Publikation bleiben.

Publikationen zur Botanik:
Abel Flora
  • 1926: Eine Wanderung über das Schwarze Moor zum Eisgraben. ‒ Die Rhön 14(11), 171-172, H. Kahle, Eisenach.
  • 1930: Die Trunkelbeere. Ein Erlebnis aus der Rhön. ‒ Buchenblätter 11(35): 147‒148, Fulda. (Beilage der Fuldaer Zeitung, 17.8.1930).
  • 1930: Ein naturkundlicher Streifzug durch die Rhön. ‒ Buchenblätter 11(36): 151‒152, Fulda. (Beilage der Fuldaer Zeitung, 24.8.1930.
  • 1930: Auf dem Rhönmoor. ‒ Buchenblätter 11(37): 155‒156, Fulda. (Beilage der Fuldaer, 31.8.1930).
  • 1930: Am Rhönbach. ‒ Buchenblätter 11(38): 159‒160, Fulda. (Beilage der Fuldaer Zeitung, 7.9.1930).
  • 1930: Die Moorhexe. Ein Kindheitserlebnis aus der Rhön (Schwarzes Moor, Seiferts). ‒ Buchenblätter 11(43): 177‒178, Fulda. (Beilage der Fuldaer Zeitung, 12.10.1930).
  • 1930: Am Soisberg. ‒ Buchenblätter 11(47): 194‒195, Fulda. (Beilage der Fuldaer Zeitung, 9.11.1930).
  • 1931: Im Waldwinkel. Ein Stimmungsbild aus der Vorderrhön. ‒ Buchenblätter 12(27): 108, Fulda. (Beilage der Fuldaer Zeitung, 5.7.1931).
  • 1931: Eine botanische Wanderung auf die Wasserkuppe. ‒ Buchenblätter 12(28): 112, Fulda. (Beilage der Fuldaer Zeitung, 12.7.1931).
  • 1932: Altweibersommer in der Rhön. ‒ Buchenblätter 13(34): 144, Fulda. (Beilage der Fuldaer Zeitung, 14.8.1932).
  • 1932: Auf dem schwarzen Moor. ‒ Fuldaer Zeitung 59, Nr. 191: 4. (20. August 1932).
  • 1932: Nebelwanderung in der Rhön. ‒ Fuldaer Zeitung 59, Nr. 204-2: 1, Fulda. (4. September 1932).
  • 1936: Rund um die Maulkuppe. ‒ Fuldaer Zeitung 63, Nr. 20: 3, Fulda. (25./26. Januar 1936).
  • 1942: Die Pflanzenwelt der Rhön. ‒ Buchenblätter 23(1): 3‒4, Fulda. (Beilage der Fuldaer Zeitung, 4.1.1942).
  • o. J.: Die mundartlichen Pflanzennamen der Rhön und des Fuldaer Landes. ‒ Manuskript. 5 Seiten.
sonstige Publikationen:
  • 1926: Die Feierlichkeiten bei der Eröffnung der Pädagogischen Akademie zu Bonn. ‒ Fuldaer Zeitung 53, Nr. 118-2: 1, Fulda. (23. Mai 1926).
  • 1926: Die Bedeutung des kindlichen Spiels. ‒ Fuldaer Zeitung 53, Nr. 208: 7, Fulda. (9. September 1926).
  • 1927: Pädagogische Akademie Bonn. Die Arbeit in den Wissenschaftlichen Vereinigungen. ‒ Fuldaer Zeitung 54, Nr. 80: 3, Fulda. (6. April 1927).
  • 1929: Verfassungsfeier auf der Milseburg. ‒ Fuldaer Zeitung 56, Nr. 187: 4, Fulda. (14. August 1929).
  • 1935: Sach- und Arbeitsbücherei für Landschulen Bog. 1. Vom Erbhofgesetz. ‒ Beltz, Langensalza, Berlin, Leipzig. 16 Seiten.
  • 1935: Sach- und Arbeitsbücherei für Landschulen Bog. 4. Unsere Kuh. ‒ Beltz, Langensalza, Berlin, Leipzig. 16 Seiten.
  • 1936: Aus der Geschichte einer Rhöner Dorfschule. ‒ Buchenblätter 17(25): 99, Fulda. (Beilage der Fuldaer Zeitung, 28. Juni 1936).
  • 1938: Sach- und Arbeitsbücherei für Landschulen Bog. 7. Unser Geflügel. ‒ Beltz, Langensalza, Berlin, Leipzig. 16 Seiten.
  • 1939: Sach- und Arbeitsbücherei für Landschulen Bog. 6. Vom Schaf und von der Wolle. ‒ Beltz, Langensalza, Berlin, Leipzig. 16 Seiten.
  • 1939: Sach- und Arbeitsbücherei für Landschulen Bog. 40/41. 115 Fragen: Mindest-Merkstoffe von Deutschland. ‒ Beltz, Langensalza, Berlin, Leipzig. 32 Seiten.
  • & J. Löw 1936: Auf dem Lande. Ein Sprachübungsbuch für Landkinder. ‒ Ferdinand Kamp, Bochum. 80 Seiten. (Beiheft 22 Seiten.)
  • 1938: Der deutsche Bauer im Unterricht. Handreichungen für den Lehrer. ‒ Ferdinand Kamp, Bochum. 58 Seiten.
  • 1938: Neue Wege im Rechtschreibunterricht der Landschule. ‒ Ferdinand Kamp, Bochum. 77 Seiten.
  • 1939: Das Reichslesebuch, vierter Band (7. und 8. Jahrgang) im Abschlußunterricht. ‒ Ferdinand Kamp, Bochum. 360 Seiten.
  • 1940: Der Schulgarten. Einführung in die Anlage, Bearbeitung und pädagogische Auswertung des Schulgartens nach den neuesten ministeriellen Richtlinien. ‒ Ferdinand Kamp, Bochum. 84 Seiten.
  • 1940: Stoffplan in Bildungseinheiten für die einklassige Landschule nach den Richtlinien vom 15. Dezember 1939. ‒ Ferdinand Kamp, Bochum. 56 Seiten.
Publikationen zu Hermann Otto Abel:


Quellen:
Stadtarchiv Fulda (B. Kann)
Standesamt Poppenhausen (A. Hamm)
W. Abel, Fulda
U. Lange, Fulda

Bildnis: Privatbesitz
Handschrift: Hermann Otto Abel, Brief in Privatbesitz

28. Nov. 2024